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Darmkeim: Zweifel am Schnelltest – EHEC-Quelle bleibt unklar
An zwei von vier Salatgurken in Hamburg wurden Bakterienstämme von EHEC gefunden. Aber: Es sind nicht jene Stämme, an denen HUS-Patienten in Hamburg erkrankten. "Damit ist die Quelle der schweren HUS-Erkrankungen weiter unklar", sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD).
Der EHEC-Schnelltest aus Münster wird nach Meinung des ärztlichen Direktors des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) „kurzfristig nicht so sehr viel helfen“. Im Augenblick seien zumindest alle Patienten im UKE mit Krämpfen im Bauchbereich und blutigen Durchfällen ausnahmslos mit dem Darmkeim EHEC infiziert, sagte Jörg Debatin im ZDF-„Morgenmagazin“. „Insofern brauchen wir diesbezüglich keinen Schnelltest.“ Der Test werde aber sicherlich langfristig helfen, „vielleicht bei weiteren Epidemien dieser Art“. Die Uniklinik Münster hatte mitgeteilt, dass dort Wissenschaftler einen Schnelltest zum Nachweis des EHEC-Erregers entwickelt haben. Mit Hilfe des molekularbiologischen Verfahrens könnten bereits kleinste Mengen des Erregers binnen weniger Stunden auf die speziellen Eigenschaften des Ausbruchsstamms untersucht werden. Die Hamburger Mediziner werden den Schnelltest laut Debatin nur sehr bedingt einsetzen.
In Nordrhein-Westfalen ist ein dritter Mensch an der Darmseuche EHEC gestorben. Am Morgen erlag eine 87-jährige Frau in einem Paderborner Krankenhaus der Infektion mit dem Darmbakterium.
Nach Angaben der Kreisverwaltung war die auch an Vorerkrankungen leidende Frau seit dem 23. Mai wegen schweren Durchfalls stationär behandelt worden. Das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) sei nicht nachgewiesen worden.
HUS kann durch EHEC-Erreger ausgelöst werden und zu Nierenversagen führen. In NRW war am Montag eine 47-Jährige im Kreis Gütersloh und bereits am Sonntag eine 91-Jährige in Paderborn an der Durchfallerkrankung mit HUS gestorben. Wofür steht die Abkürzung EHEC? EHEC steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien. Das ist eine besondere Form von Escherichia coli-Bakterien, von denen es viele harmlose Vertretet gibt, aber eben auch solche, die Krankheiten verursachen können. EHEC kommen normalerweise im Verdauungstrakt von Wiederkäuern wie Rindern vor. Die Tiere erkranken selbst nicht, scheiden die Bakterien aber mit dem Kot aus. Menschen können sich über direkten Kontakt oder indirekt über verunreinigte Lebensmittel anstecken. Handelt es sich bei dem Verursacher der aktuellen EHEC-Fälle um einen neuen Erreger? Nein. Das Münsteraner Hygiene-Institut hat den inzwischen Erreger identifiziert. Es handelt sich um HUSEC41, einem von 42 bekannten EHEC-Typen, die seit 1996 in Deutschland auftreten. HUSEC41 trat allerdings bislang kaum in Erscheinung. Jedenfalls gibt es bislang keinen dokumentierten Ausbruch dieses EHEC-Typs. Ist der jetzt grassierende Erreger HUSEC41 gefährlicher als andere EHEC-Bakterien? Das scheint so zu sein. Seit der Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 registriert das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweit jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Erkrankungen. Doch die aktuellen Krankheitsverläufe sind offenbar aggressiver. Insbesondere ist HUSEC41 gegen die meisten Antibiotika resistent. Ist der Einsatz von Antibiotika gegen EHEC überhaupt sinnvoll? Der Einsatz von Antibiotika bei EHEC-Infektionen ist grundsätzlich problematisch. Es kann nämlich passieren, durch das Abtöten der Erreger verstärkt EHEC-Giftstoffe freigesetzt werden. So kann sich durch die Behandlung die Lage des Patienten sogar verschlimmern. Gibt es einen Zusammenhang zu den sogenannten Krankenhauskeimen, an denen hierzulande jährlich bis zu 30.000 Menschen sterben? Nein. Das sind andere, sehr viel aggressivere Bakterien. Was sie mit den EHEC-Erregern gemein haben ist lediglich ihre große Resistenz gegen Antibiotika. Warum kann eine EHEC-Infektion tödlich verlaufen? Die schwerste Komplikation bei einer EHEC-Infektion ist das hämolytisch-urämische Syndroms (HUS), welches zu akutem Nierenversagen führen kann. Bei dem jüngsten Ausbruch sind bereits mehr als 200 HUS-Fälle aufgetreten – mehr als sonst in einem ganzen Jahr. Woran kann ich erkennen, dass ich an EHEC erkrankt bin? Eine EHEC-Infektion kann sich zeigen als unblutiger, meist wässriger Durchfall. Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen, seltener Fieber. Bei 10 bis 20 Prozent der Erkrankten entwickelt sich als schwere Verlaufsform ein Durchfall mit krampfartigen Bauchschmerzen, blutigem Stuhl und teilweise Fieber. Die Infektion kann aber auch ohne Beschwerden verlaufen und somit unerkannt bleiben. Treten auch nur einzelner dieser Symptome auf, ist auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren. Auch alle Apotheken beraten. Warum sind besonders Frauen von EHEC-Infektionen betroffen? Die als Quelle für die EHEC-Infektionen kontaminiertes Gemüse identifiziert wurde, kann man annehmen, dass Frauen deshalb häufiger betroffen sind, weil sie sich bei der Reinigung und Zubereitung des Gemüse infizieren konnten. Und die machen Frauen immer noch häufiger als Männer. Woher stammen die Keime? Das EHEC-Bakterium befindet sich oftmals im Kot von Nutztieren. Die Infektion kann beim direkten Kontakt mit Tieren aber auch beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel - zum Beispiel Rindfleisch oder Rohmilch - übertragen werden. Die aktuellen EHEC-Fälle sollen von Gemüse herrühren, das aus Spanien importiert worden ist. Wie kann man sich vor EHEC-Bakterien schützen? Aktuell wird vor dem Verzehr von Blattsalaten, Salatgurken und rohen Tomaten gewarnt. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, bei der Verarbeitung von Gemüse auf die Hygiene zu achten. Bretter, Messer und natürlich auch die eigenen Hände sollten gründlich gereinigt werden. Wer in diesen Tagen auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte Gemüse abgekocht essen. EHEC-Bakterien lassen sich durch Erhitzen abtöten. Ist EHEC von Mensch zu Mensch übertragbar? Nicht so leicht, wie etwa Grippeviren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden können. EHEC-Bakterien werden nur durch sogenannte Schmierinfektion übertragen. Konkret heißt das: Bakterien können beim Toilettenbesuch auf Hände übertragen werden. Werden diese nicht hinreichend gewaschen, können die Bakterien bei Kontakt mit Lebensmitteln schließlich beim Essen von anderen Menschen aufgenommen werden. Was also vor EHEC schützt ist gute Hygiene. In der Berichterstattung ist auch von HUS die Rede. Was ist das? HUS steht für hämolytisch-urämisches Syndrom, einen besonders schweren Verlauf der EHEC-Erkrankungen. Dabei kann es zu Nierenversagen und Blutarmut kommen. Das kann lebensbedrohlich sein. Was muss ich tun, wenn ich betroffen bin? Zunächst sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Außerdem sollen EHEC-Erkrankte viel trinken, um den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen. Hygiene ist ein Muss, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Mit dem Bakterium infizierte Patienten sollten auf keinen Fall Antibiotika nehmen. Diese könnten die Situation noch verschlimmern, erklärte ein Arzt des Berliner Krankenhauses Charité. Wenn die Bakterien durch das Antibiotikum in großem Umfang zerfallen, werden vermehrt Gifte aus den Bakterien freigesetzt. Darf ich im Moment noch tiefgefrorenes Gemüse essen? Ja. Das tiefgefrorene Gemüse, das sich im Tiefkühlfach oder im Supermarkt befindet wurde vor längerer Zeit geerntet und hat mit den aktuellen EHEC-Fällen nichts zu tun. Außerdem gelten bei der Produktion von Tiefkühlprodukten besondere Hygienestandards. Die namhaften Hersteller dieser Produkte können es sich gar nicht leisten, infizierte Lebensmittel in den Handel zu bringen. Kann es sein, dass jemand das Gemüse absichtlich mit den EHEC-Erregern infiziert hat? Im aktuellen Fall ist dies sehr unwahrscheinlich, auch wenn solche Verschwörungstheorien öffentlich geäußert worden sind. Doch theoretisch ist es natürlich denkbar, dass jemand auf diese Weise einen biologischen Anschlag ausübt. Zumindest ein Fall in den USA ist bekannt, wo ein Täter absichtlich ein Salatbuffet in einem Restaurant mit Darmbakterien verunreinigt hat und es deshalb zu entsprechenden Erkrankungen kam. Für einen terroristischen Anschlag eignen sich allerdings EHEC- und andere Darmbakterien kaum, dafür sind die Folgen eines solchen Anschlags doch vergleichsweise überschaubar.
Niedersachsen meldet immer noch ein Anwachsen der Zahl der EHEC-Infektionen – jedoch langsamer als in der vergangenen Woche. Inzwischen seien insgesamt 264 EHEC-Infizierte und Verdachtsfälle gemeldet, teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums Thomas Spieker mit. Am Montag waren landesweit noch 242 Menschen in Niedersachsen möglicherweise mit EHEC infiziert.
Auch im besonders stark betroffenen Hamburg steigen die Infektionszahlen langsamer. In 191 Fällen sei die Infektion mit dem Darmbakterium in Niedersachsen derzeit bestätigt worden, sagte Spieker. An der schweren Komplikation, dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), seien 47 Menschen erkrankt.„Unsere Kliniken müssen aber noch keinen Notstand melden.“
In Berlin sind in den letzten Stunden keine Fälle hinzugekommen. 20 Menschen seien in der Hauptstadt seit dem 1. Mai an EHEC erkrankt, bei acht von ihnen sei die besonders schwere Folgeerkrankung HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom) ausgebrochen, wie die Sprecherin der Senatverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Regina Kneiding, sagte.
Bundesweit gibt es mehr als 1400 nachgewiesene EHEC-Infektionen und EHEC-Verdachtsfälle. Mindestens 14 Menschen starben nachweislich durch das Bakterium. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind derzeit bundesweit 329 HUS-Fälle seit Anfang des Monats bekannt. Kliniken können dem Institut jetzt freiwillig neue Fälle von blutigem Durchfall melden. Damit soll ein Überblick über den zeitlichen Trend dieser Erkrankung möglich sein.
Die Versorgung der Patienten mit EHEC ist in Deutschland nach wie vor gesichert, bleibt aber angespannt. Das sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Rande des Ärztetags in Kiel.
Die meisten Deutschen fühlen sich nicht bedroht
Zwei Drittel der Deutschen haben trotz des Darmkeims keine erhöhte Angst um die eigene Gesundheit, wie eine repräsentative Umfrage des Kölner Meinungsforschungsinstituts YouGov ergeben hat.
Ein gutes Drittel (36 Prozent) macht sich Sorgen.
Die Warnungen vor dem Durchfallerreger hält eine Mehrheit von 61 Prozent für angemessen.
Nur rund jeder Vierte (27 Prozent) empfindet sie als übertrieben, elf Prozent wollten das nicht beurteilen.
Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) will wegen EHEC vorübergehend auf rohes Gemüse verzichten.
Das Institut hatte bis Montag 1075 Menschen im Alter von mindestens 18 Jahren in ganz Deutschland befragt.
Todes- und Verdachtsfälle in Europa
In Schweden ist laut Krankenhausangaben eine Frau an der Darminfektion EHEC gestorben. Dies ist der erste EHEC-Todesfall außerhalb Deutschlands.
Aus Spanien wird ein erster EHEC-Verdachtsfall gemeldet. Der erkrankte Mann war zuvor in Deutschland. Das teilte die Gesundheitsbehörde im Baskenland mit. Der 40-Jährige liege mit Symptomen der Darmkrankheit auf der Intensivstation eines Krankenhauses in der nordspanischen Küstenstadt San Sebastián.
Der Mann sei am 20. Mai von einer Reise durch Deutschland und andere mitteleuropäische Staaten nach Spanien zurückgekehrt. Sein Zustand sei ernst, hieß es. Bislang hatte es in Spanien keinen Fall einer EHEC-Infektion gegeben.
In Hamburg wird eine spanische Leichtathletin in einem Krankenhaus wegen einer EHEC-Infektion behandelt. Die 38-Jährige hatte in der Hansestadt an einem Marathonlauf teilgenommen.
In Hamburg war der Erreger auf Gurken aus Südspanien gefunden worden. Allerdings ist unklar, ob die Gurken bereits bei der Produktion oder später auf dem Transport oder bei der Lagerung in Deutschland kontaminiert wurden.
Unterdessen hat die Seuche in der Landwirtschaft einen Millionenschaden angerichtet. Sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland bleiben Bauern auf der Ware sitzen. Spanien will die EU um Hilfen bitten und prüft Schadenersatzforderungen gegen Deutschland. Spanische Bauern sehen sich vorschnell als Quelle für den Erreger an den Pranger gestellt.
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Категория: Мои статьи | Добавил: evgenijzhukov (31 Mai 2011)
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