Euro-Rettung: In Spaniens Bankbilanzen greift die Fäulnis um sich
Die Summe der faulen Bankkredite in Spanien steigt auf den höchsten Wert seit 1994. Vor dem G-20-Gipfel sucht Regierungschef Rajoy mächtige Verbündete, um den Rettungsschirm zu vermeiden. Die deutsche Wirtschaft hat trotz der weiter schwelenden Krise in Griechenland, Spanien und anderen Euro-Ländern gute Aussichten auf einen robusten Aufschwung.
1. DIE ABHÄNGIGKEIT VON EUROPA SINKT Keine Frage: Europa war, ist und bleibt ein wichtiger Markt für die Exportnation Deutschland. Allerdings lässt die Bedeutung merklich nach. 2011 gingen nur noch 59,2 Prozent der Exporte in die Europäische Union. Das ist der niedrigste Wert seit 20 Jahren – und er dürfte noch deutlicher zurückgehen. "Bis Ende dieses Jahrzehnts dürfte der Anteil der EU an unseren Exporten unter die Marke von 50 Prozent fallen", sagt der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Grund dafür ist, dass die Schwellenländer auch künftig stark wachsen werden – und damit auch unsere Ausfuhren dorthin." China könnte schon in diesem Jahr zum zweitwichtigsten Kunden nach Frankreich aufsteigen. Für Unternehmen wie die Autobauer Volkswagen, Audi und Porsche ist die Volksrepublik schon jetzt der wichtigste Absatzmarkt. Selbst wenn der EU eine jahrelange Flaute droht, dürften die Exporteure gute Geschäfte machen. Aufstrebende Staaten in Asien, Lateinamerika und Afrika investierten zunehmend in ihre Infrastruktur, in den Aufbau moderner Produktionsstätten und in umweltschonende Technologien. Die deutschen Unternehmen haben die passenden Produkte dafür. Und diese werden wegen der Euro-Krise auch noch billiger: Sie drückt den Kurs der Gemeinschaftswährung schon seit langem. In den vergangenen Wochen lag er zeitweise er auf einem Zweijahrestief. 2. DEUTSCHLAND WIRD ALS STANDORT ATTRAKTIVER Wer in Europa investieren will, der kommt nur schwerlich an Deutschland vorbei. Die Bundesrepublik gehört als einziger Euro-Staat zu den zehn wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften der Welt, fand die Schweizer Business School IMD bei einer weltweiten Umfrage unter Tausenden Geschäftsleuten heraus. Gut ausgebildete Beschäftigte, politische Stabilität und eine zuverlässige Infrastruktur gelten als größte Pluspunkte. Nach einer Umfrage der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young unter 400 Unternehmen in China ist Deutschland in Europa das mit großem Abstand begehrteste Ziel für Investitionen und Zukäufe. 63 Prozent haben ihre Europa-Zentrale in Deutschland angesiedelt, Frankreich folgt abgeschlagen mit 13 Prozent. 3. DIE KRISE SORGT FÜR EINEN BAUBOOM Bundeswertpapiere werden von verunsicherten Anlegern weltweit gesucht – mit der Folge, dass deren Zinsen von einem Rekordtief zum nächsten eilen, zumal die Europäische Zentralbank ihren Leitzins in den kommenden Monaten angesichts der Rezession in vielen Euro-Ländern auf neue Rekordtiefs senken könnte. Das alles macht Baugeld in Deutschland so billig wie noch nie. Deutschland erlebt deshalb einen Bauboom. 2011 wurden rund 15 Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt. Im ersten Quartal 2012 zog die Bauindustrie 12,5 Prozent mehr Aufträge an Land als ein Jahr zuvor. "Die ausgesprochen gute Lage am Bau strahlt auf andere Wirtschaftsbereiche aus", sagt die Bundesbank. Am stärksten profitieren das Handwerk und baunahe Dienstleister. 4. DEM STAAT BLEIBT SPIELRAUM FÜR KONJUNKTURIMPULSE Zeichnet sich ein Abschwung in Deutschland ab, muss die Bundesregierung dem nicht untätig zusehen. Während Griechenland, Spanien & Co. in der Rezession noch Steuern erhöht, Ausgaben gekürzt und die Krise damit noch verschärft haben, muss die Bundesregierung dies nicht tun. Im Gegenteil: Sie kann sogar gezielte Konjunkturimpulse setzen. Nach Prognose des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) werden Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung in diesem Jahr einen Überschuss von 15 Milliarden Euro erwirtschaften. Damit können beispielsweise Sozialbeiträge gesenkt werden, um die Bürger zu entlasten und den Konsum anzukurbeln. Auch ist genügend Geld da, um wie während der Finanzkrise 2008/09 Kurzarbeit zu finanzieren und Entlassungen zu verhindern. Damals gab es weit mehr als eine Million Kurzarbeiter, für deren Lohneinbußen die Bundesagentur für Arbeit aufkam. Auch milliardenschwere Investitionen kann der Staat anschieben, etwa durch den wegen der Energiewende ohnehin notwendigen Ausbau der Stromnetze.