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Französischer Wahlkampf: Carla Bruni, geheime Verführerin an Sarkozys Seite
Sechs Wochen bis zur Wahl und in den Umfragen immer noch sechs bis zehn Prozentpunkte Rückstand auf den Herausforderer: Da wird es Zeit, über Geheimwaffen nachzudenken. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat dies getan und schickt nun seine Ehefrau Carla Bruni-Sarkozy an die Wahlkampffront.
Es handelt sich um eine neue Art von politischem Guerilla-Marketing: Carla Bruni-Sarkozy macht Werbung für ihren Gatten, indem sie erzählt, sie verstehe nichts von Politik und halte sich da lieber heraus. Es ist jedoch kein Zufall, dass ausgerechnet in jener Woche, in der Nicolas Sarkozy offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl erklärte, gleich mehrere Interviews mit der Premìere Dame erschienen. Am Sonntag wollte sie ihren Mann zu seiner ersten Großkundgebung in diesem Wahlkampf in Marseille begleiten.
Carla – Ganz die fürsorgliche Ehefrau
Seit Donnerstag kursiert im Internet ein Video, das Carla Bruni-Sarkozy und den Präsidenten wenige Minuten vor dessen Fernsehauftritt im Sender TF 1 zeigt, bei dem er seine Entscheidung verkündete, zur Wahl anzutreten. Man sieht einen leicht angespannten Präsidenten, während seine Gemahlin ihm noch rasch den Anstecker der Ehrenlegion am Revers richtet.
„Das muss waagerecht sein“, sagt Carla Bruni und gibt ihrem Mann einen aufmunternden Kuss. Ganz die fürsorgliche Ehefrau, die dem Gatten bei seinem wichtigen Auftritt den Rücken stärkt. Beim Sender TF 1 konnte sich angeblich niemand erklären, wie diese Bilder in die Öffentlichkeit gelangen konnten.
Nahezu zeitgleich erschienen in der Gratiszeitung „20 Minutes“ und in der Fernsehbeilage des „Parisien“ Interviews mit Carla Bruni.
Fan von Castingshows und Serien
Die Fernsehbeilage des „Figaro“ lieferte eine Homestory über die Fernsehgewohnheiten der Präsidentengattin, die sich auf dem Foto im grauen Kuschelpulli ohne Schuhe auf einem weißen Ledersofa in ihrem Büro im Elysée-Palast vor einem Samsung-Fernseher rekelt und der Leserschaft berichtet, sie sähe sich gerne Castingshows und Serien wie „Dexter“, „Friends“, „Six Feet Under“ oder „Desperate Housewives“ an.
Politische Sendungen hingegen seien oft zu respektlos gegenüber Politikern. Zwar respektiere sie Kritik und finde diese „sogar notwendig“, aber sie selbst sei eine „positive Natur“ und wünsche sich, man möge Politiker ausführlicher „ihre Ideen entwickeln lassen“, anstatt sie dauernd zu unterbrechen.
In „20 Minutes“ erklärte sie, dass sie sich für die Kampagne ihres Mannes engagieren werde. „Nicht auf professionelle Weise, aber auf menschliche Art.“ Wenn er sie in „symbolischen Momenten“ brauche, werde sie „100 Prozent an seiner Seite“ sein, etwa bei der Großveranstaltung in Marseille und einer weiteren im März in Villepinte.
"Er hat große Erfahrung"
Auf ihre herzerfrischend unprofessionell-menschliche Art sagt Carla Bruni-Sarkozy dann noch, sie sei sehr zufrieden, dass ihr Mann „für uns alle“ kandidiere, denn: „Er ist sehr gut. Er hat Erfahrung und Mut.“ Das sei natürlich nur ihre persönliche Meinung und sie sei „nicht objektiv“, dennoch: „Wenn ich sehe, was in Griechenland passiert, habe ich Angst. Und ich habe weniger Angst, wenn ich mir sage, dass er ja der Präsident ist.“
Das Bild, das Sarkozy auf den Wahlplakaten mit dem Motto „La France Forte“ (Das starke Frankreich) als Kapitän zeigt, der das Land wieder in ruhige Gewässer führt, findet Carla Bruni-Sarkozy treffend. „Er hat große Erfahrung.“ Die letzten Jahre zählten doppelt, weil „die Krise so heftig war und ist“.
Ob sie irgendeine seiner Entscheidungen bedaure, wird Carla Bruni-Sarkozy dann noch gefragt, aber es fällt ihr partout keine ein. Sie kenne sich da leider nicht so aus, finde aber, „dass er alles gut gemacht hat“.
Und überhaupt: „Im Allgemeinen sind seine Ideen fabelhaft.“ In der Werbepsychologie nennt man diese Methode des Versendens unterschwelliger Botschaften „subliminale Beeinflussung“. Carla Bruni-Sarkozy agiert als kaum mehr geheime Verführerin.
"Ich werde nicht das Wort ergreifen"
In Marseille, so versicherte man in der Entourage des Präsidenten vorab, werde es „keinerlei Extravaganzen“ geben, lediglich eine nett anzusehende Carla Sarkozy, die in der ersten Reihe sitzt und ihren Gemahl mit ihrer Anwesenheit unterstützt.
„Ich werde nicht das Wort ergreifen“, sagte Carla Bruni-Sarkozy der Zeitung „Libération“. „Das macht man ja eigentlich nicht in Frankreich, Und außerdem bin ich dazu nicht in der Lage, ich kann zwar auf einer Bühne sprechen, aber Politik...“ Wie schon gesagt, da kennt sie sich nicht so aus.
„Das ist eindeutig kein Bereich, in dem sie sich ausprobieren möchte“, ergänzt ein Präsidentenberater. Im Elysée-Palast ist man sich durchaus darüber im Klaren, dass eine übermäßige mediale Präsenz der Première Dame ein Risiko darstellt.
Denn es war exakt jene Periode zwischen der ersten Begegnung von Nicolas Sarkozy und Carla Bruni im November 2007 und ihrer Hochzeit im Februar 2008, in der sich Nicolas Sarkozys Absturz in den Beliebtheitswerten vollzog, von dem er sich bis heute nicht erholt hat.
Dazwischen lagen ein gemeinsamer erster Auftritt im Vergnügungspark Eurodisney, ein romantischer Kurzurlaub mit Pressebegleitung in Ägypten und Jordanien sowie eine Pressekonferenz, auf welcher der Präsident versicherte: „Das mit Carla ist was Ernstes.“
Keine offiziellen Bilder von Tochter Giulia
Die wertkonservative Stammwählerschaft hat dem damals gerade von seiner Frau Cécilia geschiedenen Präsidenten die unbefangene Zurschaustellung seines wiedergewonnenen libidinösen Enthusiasmus nie verziehen. Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass es sich im Falle Carla Bruni um eine Italienerin mit bewegter Vergangenheit handelte.
Die Zahl ihrer prominenten Liebhaber war ebenso Legion wie der Satz, dass Monogamie sie langweile und sie sich nur selbst treu sei. Die vergangenen vier Jahre hat Carla Bruni-Sarkozy größtenteils damit verbracht, möglichst diskret aufzutreten, um die verheerenden Eindrücke der ersten Monate vergessen zu machen.
Auch deshalb gibt es von der im November geborenen gemeinsamen Tochter Giulia bislang keine offiziellen Bilder. Wenn sie nun die treue Gefährtin gibt, die ihrem Mann in schweren Zeiten den Rücken freihält, ist dies auch ein Versuch, die konservativen Stammwähler zu bezirzen, dem Ehepaar Sarkozy eine zweite Chance zu geben.
Carla ist jetzt ausschließlich Sarkozy und kaum noch Bruni. Ihre mediale Offensive steht dabei in deutlichem Kontrast zum Verhalten von Valérie Trierweiler, der Lebensgefährtin des sozialistischen Kandidaten François Hollande.
Die 46 Jahre alte Reporterin, die ihre journalistische Arbeit beim Magazin „Paris Match“ und für den Fernsehsender Direct 8 während des Wahlkampfs ruhen lässt, hatte sich zu Beginn der Vorwahlkampagne ihres Partners noch regelmäßig per Twitter zu Wort gemeldet. Seinen Sieg bei den sozialistischen „Primaires“ im Oktober etwa kommentierte sie mit dem Satz „Was für eine schöne Geschichte“.
Kenner der Parteihistorie wissen, dass dies dieselben Worte waren, mit denen François Mitterrand 1981 seinen Wahlsieg begrüßt hatte.
In den letzten Wochen hat sich Valérie Trierweiler jedoch bedeckt gehalten, wenn man mal von einem Interview im Hochglanzblatt „Gala“ absieht, in dem sie versichert, „Macht hat mich noch nie interessiert“. Allerdings begleitet auch sie François Hollande bei wichtigen Wahlkampfauftritten wie etwa beim Besuch seiner Heimatstadt Nantes in der vergangenen Woche. Im Duell der Premières Dames steht die entscheidende Runde wohl noch bevor.
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Категория: Мои статьи | Добавил: evgenijzhukov (19 Feb. 2012)
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