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Kirchenarchitektur: Ein Gotteshaus? Oh Gott! Versteckt es!
Wer wollte diesem Neubau nicht herzlich alles Gute wünschen! Endlich hat Leipzig seinen Augustusplatz wieder. Endlich die Universität ihr Hauptgebäude. Aber wenn am Freitag zum 602. Geburtstag der Alma Mater das neue Augusteum erstmals – wenn auch nur für einen Tag – zur Benutzung freigegeben wird, ist das Hauptstück, die Universitätskirche St. Pauli, noch immer ein Rohbau, die Form ihrer Vollendung umstritten.
Der Grund: Die sächsische Regierung hat es nicht geschafft, den vergifteten Streit über das Bauwerk zu schlichten. Stadträumlich und figürlich bilden Augusteum und Kirche eine Einheit. Und deshalb täuscht die Eröffnung des Hauptbaus mit Auditorium Maximum und Foyer über die tatsächliche Situation hinweg. Das äußerlich intakte Erscheinungsbild enthält an der wichtigsten Stelle eine Leerstelle, die nicht nur baulich, sondern auch konzeptionell, also politisch und geistig, nicht bewältigt ist.
Die Kirche als Leuchtturm in die Globalität
Um sich dies zu vergegenwärtigen, muss man sich die Bedeutung vor Augen halten, die diesem Nukleus zwischen Stadt und Universität zukommt. Sie reicht weit über Leipzig hinaus.Das hängt zuallererst mit der sonderbaren Entstehungsgeschichte dieser Universität zusammen, die im 16. Jahrhundert ein Kloster bezogen hatte und bis heute auf dessen Grundstück residiert.
Mit dicken, trutzigen Mauern bildete der Bau jahrhundertelang eine Außenkante der Stadt. Die Kirche war in dieser Zeit so etwas wie der Leuchtturm in die Globalität hinaus. Die dialogische Spannung zwischen zivilem Leben und Fremdheit, zwischen Spiritualität und Wissenschaft, zwischen Metaphysik und rauer Wirklichkeit wird fassbar auf alten Stichen, auf denen der heutige Augustusplatz noch Vorfeld außerhalb der Stadtmauern war.
Über die kahle Fläche preschen napoleonische Truppen. Reiter sinken blutend in den Staub. Wolken von Pulverdampf steigen in den Himmel. Die in Festungsmauern gehüllte Kirche der Universität steht wie ein Fels über dem Getümmel, ein Sinnzeichen, das die Stürme von Jahrhunderten überdauert hat.
Schinkel lieferte Pläne für Neugestaltung
Der Dualismus zwischen Glaube und Wissen, der wie kein anderes Thema im Bautenensemble dieser Universität symbolisiert war, hat im 19. Jahrhundert nach immer neuen Ausformungen verlangt. Erst war es kein Geringerer als Schinkel, der nach der Schleifung der Stadtmauern die Vorlage für eine – zugegeben trocken-akademische – Neugestaltung lieferte.
Nach ihm kam Arwed Roßbach, ein Vogtländer, der bei Schülern von Semper in Dresden studiert hatte, und machte aus dem Hauptbau ein Renaissanceschloss des Wissens. Die wehrhafte Giebelfront der Kirche verwandelte er in ein durchgeistigtes Werk von (neu-)gotisch-filigraner Raffinesse.
So überstand die Gebäudegruppe – ausgebrannt zwar, aber äußerlich unbeschadet – zwei verheerende Kriege und zwei Truppeneinmärsche. Dann befand ein Sohn der Stadt, der es zum SED-Chef und Staatsratsvorsitzenden der DDR gebracht hatte: „Das Ding muss weg.“
80 Prozent der Ausstattung wurden gerettet
Es war „Leipzigs 68“, denn genau am 30. Mai 1968 detonierten die Sprengladungen, die das instand gesetzte ehrwürdige Gotteshaus, in dem Luther gepredigt und Bach und Mendelssohn die Orgel gespielt hatten, in einen Trümmerhaufen verwandelten. Der Dialog von Religion und Wissenschaft war beendet. Der Schutt wurde eiligst an kaum noch auffindbaren Orten verscharrt.
Trotzdem retteten Beherzte in letzter Minute 80 Prozent der Ausstattung. Bis heute lagern sie in Depots. Mit seinem Entwurf für den Wiederaufbau hatte der holländische Architekt Erick van Egeraat fast so etwas wie die Quadratur des Kreises geliefert. Das neue Hauptgebäude der Universität „umarmt“ gleichsam die Kirche, nimmt sie förmlich mit unter sein Dach. Die Kirche wiederum wird zum Mittelrisalit und Hauptgiebel des Neubaus – Glaube und Wissen scheinen geschwisterlich versöhnt.
Diese bestrickende Geste ist es vermutlich gewesen, die auch die Kritiker einer allzu modernen, modischen Lösung beschwichtigt hat. Sie haben dem Projekt mit den zebrastreifenförmigen Fensterbändern verhalten applaudiert, obwohl sie damit ihre eigentliche Wunschvorstellung, den originalgetreuen Wiederaufbau der gotischen Kirche, aufgeben mussten.
Für die barocke Kanzel ist kein Platz mehr
Aber aus der versöhnlichen Lösung erwuchs neuer Streit, als der Architekt seine Pläne auf einseitiges Insistieren der Universitätsleitung hin änderte. Plötzlich sollte die Kirche keine Kirche mehr sein, weil, so hatten linke Fundamentalisten gewarnt, der Universität von dem Kirchengebäude eine „Zwangschristianisierung“ drohe.
Mit Entsetzen nahmen Theologen, Musiker und Mitglieder des Paulinervereins wahr, dass die Steinsäulen abgesägt, das Steingewölbe in Gips und Plaste ausgeführt und der Altarraum mit einer Plexiglaswand vom Hauptschiff abgetrennt werden sollten. Für den Wiedereinbau wichtiger Ausstattungsstücke wie der barocken Kanzel war damit kein Platz mehr.
Führende Theologen, darunter Sachsens Landesbischof Jochen Bohl, appellierten an die Universität, auf die Trennwand zu verzichten. Bohls Vorgänger Johannes Hempel schrieb an den sächsischen Ministerpräsidenten, es werde ein „halbsäkularer Mehrzweckbau, aber keine Kirche“ errichtet. Damit werde der „bewusste böse Traditionsabbruch“ eines Walter Ulbricht „in der heutigen demokratischen Gesellschaft bewusst und dauerhaft erneuert“.
"Wir Ostdeutsche haben genug von Absperrwänden“
Fünf Professoren für Mathematik und Informatik beklagten: „Die Errichtung einer Trennwand, ganz gleich aus welchem Material und ganz gleich wie beweglich, stellt eine Bestätigung und Erneuerung des Bruches mit einer 560-jährigen Tradition dar, einer Tradition, zu der nur wenige Universitäten Vergleichbares vorweisen können.“
Die deutlichsten Worte fand Friedrich Schorlemmer, evangelischer Theologe in Wittenberg: „Sollte hier Ulbricht noch einmal siegen? Wir Ostdeutsche haben genug von Absperrwänden.“Der Bau stagnierte und ruht bis heute. Aber keines der Argumente wurde gehört. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich versteckte sich hinter dem Maschinenbauprofessor und (seit 2008) Finanzminister Georg Unland und der hinter der Ausflucht, der Auftrag für die Plexiglaswand sei „schon vergeben“.
Die Sache entbehrt nicht einer hintersinnigen Pointe. Wird doch derselbe Minister am Ende dafür auch fachlich geradestehen müssen. Schon jetzt sickert durch, dass mit der Trennwandlösung nicht nur eine widersinnige, sondern auch die teuerste Variante gewählt wurde – kein gutes Omen für die Bewertung durch den Landesrechnungshof.
Категория: Мои статьи | Добавил: evgenijzhukov (02 Dez. 2011) W
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