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Sieg bei Iowa-Vorwahl: Mitt Romney könnte selbst Obama gefährlich werden
Acht Stimmen! Sie trennen Rick Santorum, den Überraschungsaufsteiger der vergangenen Woche, von Mitt Romney, dem ewigen Favoriten und späten Sieger des Caucus in Iowa.
Dramatischer hätte der Auftakt zur Bestimmung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten kaum sein können: Beide Bewerber erreichten 25 Prozent, und bis ein Uhr morgens Ortszeit (neun Uhr MEZ) hatte Santorum um vier Stimmen vorne gelegen. Doch nach Parteiangaben lag Romney am Schluss mit 30.015 Stimmen doch noch extrem knapp vor dem christlich-konservativen Ex-Senator Rick Santorum, der auf 30.007 Stimmen kam.
Ron Paul, der unberechenbare Texaner, kam mit starken 21 Prozent auf den dritten Platz. Für den ambitionierten Newt Gingrich wurde der Iowa-Caucus hingegen zum Debakel. Er wurde nur Vierter (13 Prozent) und ist damit der große Verlierer dieser Nacht. Dahinter folgten noch Rick Perry (zehn Prozent), Michele Bachmann (fünf Prozent) und Jon Huntsman (ein Prozent).
Auszählung mit bizarren Zügen
Die Auszählung nahm am Ende bizarre Züge an: Seit den ersten Hochrechnungen hatten Santorum und Romney gleichauf gelegen. Da verbreiteten sich gegen 23 Uhr Ortszeit Gerüchte, in Story County sei gerade erst ein „Truck mit einigen Hundert Wahlzetteln“ aufgebrochen.
Haben die kein Telefon, fragten Parteistrategen und Journalisten entnervt. Auch die nationalen Nachrichtensendern, die das große Ereignis aus dem kleinen Iowa der gesamten Welt vermittelten, stiegen intensiv in diese Story ein. Doch offenkundig hatte ein Spaßvogel die Desinformation über den angeblichen Truck erfunden. Während der einstige Gouverneur von Massachusetts, Romney, eher dem liberalen Parteiflügel zugerechnet wird, gilt der frühere Senator aus Pennsylvania, Santorum, als die neue Hoffnung der konservativen Republikaner.
Der ebenfalls um das konservative Potenzial buhlende Perry kündigte in der Nacht nach seinem enttäuschenden Abschneiden an, er werde seine Wahlkampagne unterbrechen, zumindest die Primaries am kommenden Wochenende in New Hampshire auslassen und in Texas darüber nachdenken, ob seine Kandidatur noch erfolgreich sein kann. Sollte er aussteigen, könnten seine Anhänger zu Santorum wechseln.
Auch Michele Bachmann mag das Thema Nominierung nach einer langen Reihe ernüchternder Umfragewerte bald zu den Akten legen. Ihre Unterstützer würden ebenfalls eher zu Santorum als zu Romney wechseln. Gleiches wäre bei den Anhängern Gingrichs der Fall.
Kandidat mit schlechtestem Ergebnis kämpft weiter
Jon Huntsman hingegen, der ehemalige Gouverneur von Utah, verspricht seinen Anhängern immer noch einen überraschenden Erfolg in New Hampshire.
Sollte es dazu nicht kommen, könnte auch Obamas Ex-Botschafter in Peking seine Träume aufgeben. Das käme Romney zu gute – aber was hilft ihm das eine Prozent Huntsman-Unterstützer? Zudem ist Romney Mormone, und diese Glaubensgemeinschaft ist vielen Parteifreunden suspekt. Seit 1972 findet in Iowa der erste Termin im Vorwahlkampf statt. Die Urwahl rückte erstmals 1976 in den Blickpunkt, als der Demokrat Jimmy Carter unerwartet gut abschnitt und später Präsident wurde. Fast kein Kandidat hat seit 1972 die Nominierung seiner Partei gewonnen, ohne in Iowa zumindest Dritter zu werden. Das hat zu dem Spruch "Three tickets out of Iowa" ("Drei Fahrkarten aus Iowa") geführt. An den Urwahlen nehmen durchschnittlich nur sechs Prozent der Wahlberechtigten teil. Bei der Wahl 2008 stieg der Anteil auf 16,1 Prozent. Laut US-Zensusbehörde sind 91 Prozent der drei Millionen Bewohner des Bundesstaates weiß, verglichen mit 72 Prozent in den ganzen USA. Die Arbeitslosenquote beträgt sechs Prozent, verglichen mit 8,6 Prozent landesweit. Quelle: Reuters
Romney galt von Anfang an als Favorit, weil er auch Sicht der Parteispitze mehrheitsfähig ist und auch bei den unabhängigen Wählern punkten könnte. Aber die Basis gierte nach einer kantigeren Alternative: Michele Bachmann, Perry, dann der nach den Vorwürfen sexueller Belästigung von Ex-Kolleginnen ausgeschiedene Herman Cain, schließlich Gingrich. Und jetzt Santorum? Titelverteidiger Barack Obama dürfte sich freuen, wenn ihn am 6. November der konservativere Santorum herausfordert.
Iowa ist lediglich eine Zwischenetappe
Laut Gallup gab es noch nie ein Nominierungsverfahren im US-Präsidentschaftswahlkampf, bei dem so häufig die Favoritenrolle verloren ging. Iowa ist dabei nur eine Zwischenetappe. Das Ergebnis des Caucus stellt noch keine Vorentscheidung dar. Der Midwest-Staat ist klein und angesichts des geringen Anteils ethnischer Minderheiten auch demografisch nicht repräsentativ für die USA.
Zudem wurden während dieses Caucus in den einzelnen Wahldistrikten Delegierte gewählt, die erst später auf Distrikt- und Bundesstaat-Ebene die eigentlichen Wahlmänner für die National Convention der Republikaner bestimmen. Dieser Nominierungsparteitag findet Ende August in Florida statt. Doch da Iowa traditionell den Auftakt der Primaries und Caucuses bildet, vermittelt der zwischen Republikanern und Demokraten umkämpfte Battleground-State einen wichtigen Stimmungstest.
Ron Paul, der auf eine radikale Schuldenreduzierung, eine drastisch reduzierte Regierungsmacht und außenpolitischen Isolationismus setzt, hat als Querdenker der Partei sein Gewicht deutlich erhöht. Bei seiner Kandidatur vor vier Jahren wurde der Texaner wegen seiner Positionen heftig verlacht. Inzwischen bestimmt er wichtige Teile der innerparteilichen Debatten. Gingrich, der einstige Sprecher des Repräsentantenhauses, lag noch vor zwei Wochen in Umfragen gleichauf mit Romney.
Perry, der vor drei Monaten das Feld anführte, hatte von allen Kandidaten die größten Wahlkampfausgaben in Iowa getätigt. Und Santorum, der Überraschungssieger, die geringsten. So stellten Perry und Santorum gänzlich ungewollt die vermeintliche Wahrheit in Frage, in der amerikanischen Politik bestimme allein der Dollar über den Wahlerfolg.
Die "Speaker" preisen ihre Kandidaten
Gingrichs Niederlage ließ sich in der Provinz früh ahnen. Im „Precinct 41“, dem Wahlkreis der Ortschaft Robins im Linn County, trat Karen Zmoos pünktlich um 19 Uhr vor die gut 150 in der lutheranischen Kirche „König der Könige“ versammelten Parteifreunde und sagte: „Gingrich, Bachmann, Paul und Huntsman haben noch keinen Speaker. Gibt es jemanden, der für sie das Wort ergreifen möchte?“
Die Speaker bilden das Herzstück des Caucus. Für jeden „presidential hopeful“ sollte es eigentlich in allen rund 1800 Wahlkreisen Iowas einen Unterstützer geben, der in der Nachbarschaftsversammlung die Vorzüge dieses Bewerbers deutlich macht.
Maximal drei Minuten pro Kandidat, dann muss der Redner stoppen, zur Not im begonnen Satz. Danach werden Stimmzettel verteilt, der Name des erhofften Präsidentschaftsbewerbers darauf geschrieben und in eine Wahlurne gesteckt. Dass Huntsman, der Ex-Gouverneur aus Utah, angesichts seiner geringen Popularität längst nicht überall Fürsprecher findet, muss nicht erstaunen.
Ähnlich der Fall Bachmann: Die konservative Repräsentantin aus Minnesota gewann die symbolisch ebenfalls wichtige Probeabstimmung in Iowa, die Straw Poll von Ames im Herbst, aber danach sanken ihre Werte ständig.
Das Private wird häufig zum Politischen
Der fehlende Speaker für Paul ist hingegen erstaunlich, denn der libertäre Texaner bildete in den letzten Umfragen gemeinsam mit Romney und Santorum das Spitzentrio. Und der zur Arroganz neigende Gingrich ließ noch vor wenigen Wochen wissen, er halte seine Nominierung praktisch für sicher.
Danach sanken seine Zahlen, während Santorums Werte aufstiegen. Bei den eher konservativen Republikanern Iowas wollte Gingrich darum unbedingt punkten. Und dann meldet sich, zumindest in de lutheranischen Kirche in Robins, nicht einmal vorab ein Redner für ihn?
In Robins ging zuerst Denise nach vorne, um für Santorum zu werben. Zunächst merklich aufgeregt und viel zu schnell sprechend, lobte Denise, Santorum stehe gleichermaßen für Werte in der Politik, einen ausgeglichenen Haushalt und eine entschlossene Terroristenbekämpfung. Er schütze die Familien, kämpfe gegen Abtreibung, sei seit 21 Jahren verheiratet und habe sieben Kinder – bei Präsidentschaftsnominierungen wird das Private oft zum Politischen.
In Republikaner-Kreisen heißt die Gesundheitsreform "Obamacare"
Denise will noch erzählen, dass sie und ihr Mann Santorum neulich eingeladen hatten, um vor 70 Freunden über seine Pläne zu sprechen – aber da waren ihre drei Minuten um, der Zeitnehmer verwies sie freundlich im Ton, aber bestimmt in der Sache des Platzes.
Als nächster warb ein Mann, der sich nicht vorstellte, für Romney. Der Politiker und erfolgreiche Unternehmer werde „Arbeitsplätze und Wirtschaft“ in den Mittelpunkt rücken, Steuern reduzieren und Ausgaben kürzen. Er werde Barack Obamas Gesundheitsreform, die in Republikaner-Kreisen als „Obamacare“ geschmäht wird, widerrufen. Und Romney sei, im Übrigen, seit 42 Jahren verheiratet und Vater von fünf Söhnen.
Sandy sprach für den texanischen Gouverneur Perry. Er sei ein „Konservativer der Reagan-Schule“ und verantwortlich für den starken Jobzuwachs in seinem Bundesstaat, dessen Wirtschaft sich im Gegensatz zu den USA gut entwickele. „Ich hoffe, ihr werdet für ihn stimmen“, schloss Sandy ihr kurzes Statement. Besonders optimistisch klang sie dabei nicht.
Gingrichs Familienleben bleibt außen vor
Hank ging kurzentschlossen für Paul ging in die Bütt. Das Land sei in einer schwierigen Situation, es benötige einen radikalen Wandel, und dafür stehe der Arzt und Abgeordnete aus Texas. Paul war auch vor vier Jahren angetreten, aber bei etwa drei Prozent verhungert, und in den 80er Jahren hatte er schon mal für die Libertäre Partei kandidiert.
Chris ergriff dann doch noch für Gingrich das Wort. Er griff tief in die zeitgeschichtliche Kiste, als er Gingrichs „Vertrag mit Amerika“ beschwor. Damit hatte der damalige Abgeordnete den Kampf gegen Präsident Bill Clinton angeführt und bei den Midterm-Elections 1994 erstmals seit 40 Jahren die demokratische Mehrheit im Repräsentantenhaus gebrochen.
Das Familienleben von Gingrich pries Chris lieber nicht. Der 68-jährige Politiker hat zwei Scheidungen hinter sich. Zwar liegt Robins, ein Vorort der 120.000-Einwohnerstadt Cedar Rapids, im eher liberalen Osten Iowas. Aber auch dort mögen republikanische Wähler derartige Biographien nicht.
Ergebnisse werden über geheime Nummer durchgegeben
Dann war dieses Stück Basisdemokratie auch schon fast vorüber. Nach zwanzig Minuten bat Karen um die Stimmabgabe, um 19.30 Uhr, eine halbe Stunde nach der Eröffnung der Veranstaltung, wurden die Boxen zur Auszählung herausgetragen. Randy Fouts, einstiger Bürgermeister und langjähriger Parteichef der Republikaner in Robins, unterrichtete die Anwesenden über das weitere Vorgehen.
Man werde das Ergebnis durchtelefonieren in das Head Quarters der Grand Old Party in Iowas Hauptstadt DesMoines. Und zwar über eine „geheime Telefonnummer“ und mit einem „geheimen Passwort“ ausgestattet. Es gebe ja schließlich das Gerücht, dass die Demokraten in früheren Jahren durch Daueranrufe bekannte Telefonleitungen ins Parteibüro lahm gelegt haben. Ob das verbürgt sei, will der Korrespondent wissen. Nein, sagt Randy, verbürgt nicht, es werde nur immer wieder erzählt – „schreiben Sie’s mal lieber nicht“. (Oder wenn, dann eben nur mitsamt dieser Ergänzung.)
In der Kirche des „Königs der Könige“ gewinnt übrigens Santorum mit 68 Stimmen hauchdünn vor Romney (67). Praktisch ein Spiegel des Resultats auf Iowa-Ebene. Auch in Robins landet Paul mit 47 Stimmen auf dem dritten Platz. Es folgen Perry (31) und Gingrich (25). Da bleibt nur noch aufgewirbelter Staub für Bachmann (drei) und Huntsman (eine Stimme).
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Категория: Мои статьи | Добавил: evgenijzhukov (04 Jan. 2012)
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